29. Juli 2022

Verbraucher sind bereit, 50 % mehr für Elektronik zu bezahlen, wenn sie Anreize für Energieeinsparungen erhalten

Eine neue Umfrage des IFA-Veranstalters gfu hat ergeben, dass die Verbraucher bereit sind, bis zu 50 % - oder bis zu 150 € mehr - für nachhaltige weiße und braune Haushaltsgeräte auszugeben, wenn sie dadurch langfristig Energie und Geld sparen.

Die Studie, für die 2 500 Verbraucher aus Deutschland, Frankreich, den USA, China, Indien und Russland befragt wurden, ergab auch, dass die Covid-19-Pandemie eine größere Wertschätzung für und ein größeres Vertrauen in die Technik bewirkt hat. Allerdings erwarten die Verbraucher auch mehr von ihrer Technologie, einschließlich größerer Energieeinsparungen und besserer Funktionalität.

Die gfu-Studie ergab, dass die Verbraucher bereit sind, für eine zwei Stufen höhere Energieeffizienzklasse durchschnittlich 36 % mehr auszugeben als für ein ansonsten identisches Gerät. Für eine energieeffizientere Waschmaschine würden sie sogar bis zu 160 Euro oder 47 Prozent mehr bezahlen, verglichen mit einem durchschnittlichen Grundpreis von 340 Euro.

Für die Garantie des Herstellers, dass ein Gerät repariert werden kann und die notwendigen Ersatzteile verfügbar sind, akzeptieren die Verbraucher einen Aufpreis von 25 %, so die gfu.

"Verbraucher sind am ehesten bereit, Geld auszugeben, wenn sie durch geringere Energiekosten finanzielle Einsparungen sehen - zum Beispiel 200 Euro mehr für eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank, wenn sie ein Gerät der Energieeffizienzklasse C statt E erhalten", erklärt Dr. Martin Schulte, Partner und Konsumgüterexperte bei Oliver Wyman.

Angesichts steigender Energiekosten wachse der Vorteil für sparsame Technik, so die gfu.

"Steigende Energiepreise sorgen dafür, dass sich zusätzliche Ausgaben für energieeffizientere household appliances und Unterhaltungselektronik deutlich schneller amortisieren", ergänzt Dr. Schulte.

Energieintensive Geräte im Fokus

Besonders hoch ist die zusätzliche Zahlungsbereitschaft bei energieintensiven Geräten - vor allem bei Waschmaschinen und Kühlschränken. Bei Staubsaugern hingegen erhöht die Möglichkeit der Reparatur die Zahlungsbereitschaft.

Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu, kommentiert: "Immer mehr Verbraucher erwarten, dass Unterhaltungselektronik und household appliances länger halten. Die Hersteller sind im Vorteil, wenn sie Reparaturservices anbieten und Ersatzteile langfristig zur Verfügung stellen."

Die Umfrage ergab jedoch auch, dass die Verbraucher nicht wirklich wissen, wie viel Geld sie durch den Wechsel zu einer höheren Energieeffizienzklasse sparen können. Sie schätzen zwischen 11 und 25 Euro, während die Ersparnis bei einem Kühlschrank der Klasse C im Vergleich zu einem Modell der Klasse E tatsächlich 32 Euro pro Jahr beträgt.

"Vielen Menschen ist offenbar nicht bewusst, wie sehr energieeffiziente Geräte die Haushaltskasse entlasten können", sagt Dr. Warneke. "Für die Nachhaltigkeitspioniere unter den Herstellern ist das ein guter Ansatzpunkt, um die Verbraucher anzusprechen."

Als aufnahmefähigste Zielgruppe erwiesen sich Personen über 35 Jahre mit einem monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro.

Multifunktionale Geräte bevorzugt

Multifunktionsgeräte werden manchmal als die nachhaltigere Option angesehen, zum einen, weil sie durch die kombinierte Funktionalität weniger Energie verbrauchen, zum anderen, weil bei der Herstellung viel weniger Materialien verwendet werden.

Zu den Multifunktionsgeräten, die in den letzten Monaten stark zugenommen haben, gehören Waschmaschinen und Trockner sowie Kochfelder mit integrierter Absaugung.

Zwischen Januar und Mai 2022 wurden in Deutschland 100.000 Waschtrockner verkauft, ein Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Umsatzvolumen stieg im gleichen Zeitraum um 7 % auf über 72 Mio. €.

Energie

Im ersten Halbjahr 2022 bis Mai wurden in Deutschland 104.000 Kochfelder mit integrierter Dunstabzugshaube verkauft, was einem Anstieg von 45 % gegenüber dem Vorjahr entspricht, da sie eine elegantere und praktischere Lösung als herkömmliche Kochfelder mit Haube bieten. Damit wurde ein Umsatz von mehr als 266 Millionen Euro erzielt.

Gebrauchte Geräte sind trendy

Die Studie fragte nach der allgemeinen Einstellung zu Fragen der Umwelt- und Sozialverträglichkeit und stellte fest, dass generalüberholte Geräte immer beliebter werden. Darüber hinaus bezeichneten fast zwei Drittel der Teilnehmer ihren Lebensstil als nachhaltig.

Beim Kauf eines Smartphones zieht die Hälfte der Befragten gebrauchte Geräte in Betracht, und fast ein Drittel hat sie bereits gekauft. Aber auch bei Wasch- und Kaffeemaschinen wächst das Interesse. "Die Hauptmotivation für den Kauf von generalüberholten Geräten ist, dass sie günstiger sind", sagt Dr. Schulte. "Nachhaltigkeitsaspekte spielen eine untergeordnete, aber wichtige Rolle."

Die Verbraucher blicken in die Zukunft

"Die Menschen erwarten von Unternehmen zunehmend, dass sie ihre soziale Verantwortung ernst nehmen. Drei von vier Verbrauchern achten bei ihren Kaufentscheidungen inzwischen darauf, ob sich ein Unternehmen aktiv für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Hersteller ignorieren diese Erwartung auf eigene Gefahr", so Schulte. In Deutschland haben diese Punkte für 78 Prozent der Verbraucher Gewicht. Nur in Indien und China sind die Werte mit 89 % bzw. 91 % noch höher.

"Diese sozialen Fragen tauchten schon vor dem Coronavirus auf, und es besteht kein Zweifel, dass sie während der Pandemie noch wichtiger geworden sind", fügt Warneke hinzu.

Die Verbraucher sind technikaffiner, erwarten aber viel mehr

Laut der globalen Verbraucherumfrage schätzen 60 % der Verbraucher in Deutschland ihre elektronischen Geräte mehr als unverzichtbare Helfer im Alltag als noch vor der Pandemie. Sie haben "einen Quantensprung in ihrem Verständnis für und ihrer Offenheit gegenüber Technologie gemacht", so Schulte, erwarten aber mehr und sind auch sensibler, was die Nutzung ihrer Daten angeht.

Warneke weist darauf hin, dass die Hersteller in der Lage sein sollten, einen klaren Zweck für die Datenerfassung nachzuweisen, um die Skepsis der Verbraucher zu überwinden und kommerziell zu profitieren.

Die Verbraucher wollen, dass ihre Produkte einen besseren Gegenwert für ihr Geld bieten - sie wollen bessere Qualität für den Preis, sie wollen eine höhere, nachweisbare Funktionalität und sie wollen ein tolles Design.

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