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IFA Historie - die Jahre 1970 bis 1979
100 Jahre IFA: Von der "Großen Deutschen Funkausstellung" zur weltweit größten und bedeutendsten Messe für Consumer Electronics- und Home Appliances
Die IFA, die weltweit größte und bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Dezember 1924 fand die IFA als "Große Deutsche Funk-Ausstellung" in Berlin erstmals statt. Seit dieser Zeit steht die IFA für Innovation, Technologie und Unterhaltung.
Anlässlich dieses Jubiläums lässt die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Inhaberin der Markenrechte der IFA, 100 Jahre technische Entwicklung der Consumer Electronics- und Hausgeräte-Branche Revue passieren. Folge fünf befasst sich mit den Jahren 1970 bis 1979.
Der erste Teil der folgenden Abschnitte handelt von der eigentlichen Funkausstellung im jeweiligen Jahr, der zweite Teil berichtet über die Branche allgemein.
1970
Die 27. "Deutsche Funkausstellung Düsseldorf" vom 21. bis 30. August war eine Kombinationsveranstaltung mit der "hifi'70-Internationale Ausstellung mit Festival". Es gab 226 Aussteller und 603.000 Besucher. Im Vordergrund standen dennoch die Farbfernseher, 218 TV-Typen, 99 davon Farb-TVs, wurden von 14 deutschen Herstellern gezeigt. Neu war die 66 cm (26 Zoll) Bildröhre in 100 Grad-Ablenktechnik, die geringere Gehäusetiefen erlaubte, allerdings zu einem um 200 bis 250 DM höheren Preis. Das Radio hielt Einzug in die Küche und konnte unter Hängeschränke montiert werden. Sehr gefragt waren weiterhin die Kofferradios und das Angebot an Cassetten-Recordern hat zugenommen, ein Modell war speziell für die Vertonung von Dia-Serien ausgelegt. Eine Besonderheit war eine Kugelbox mit zwölf Lautsprechersystemen. Als Sonderschauen gab es beispielsweise "Wohnen mit High Fidelity", eine "Antennenstraße" sowie die "Musikparade von Schallplatten". Hinter den Kulissen rumorte es bezüglich der längst fälligen Öffnung der Funkausstellung für internationale Aussteller sowie der Festlegung Berlins als ausschließlichen Veranstaltungsort.
Am 19. März weihte der SFB das neue Fernsehzentrum in Berlin ein. Das Bild-Seitenverhältnis änderte sich von 5:4 auf 4:3 und in der Schweiz wurde ein elektrooptischer Effekt entdeckt, der die Basis ist für die Flüssigkeitskristall-Technik (Liquid Crystal Display = LCD). In England wurden erste Videotext-Versuche unternommen. Die Tagesschau kam jetzt in Farbe. In diesem Jahr wurde die Speicherdiskette erfunden.
1971
Mit der 28. "Internationalen Funkausstellung" vom 27. August bis 5. September in Berlin wurde die geforderte Öffnung für internationale Aussteller (überwiegend zuerst aus Japan) vollzogen. Folgerichtig wurde auch mit dem Namen darauf hingewiesen. Die drei Buchstaben I F A stehen bis heute für die Messe und Berlin ist nun fester Veranstaltungsort. Die Zahl der Aussteller betrug 285 und es wurden knapp 599.000 Besucher gezählt. Das ikonische Signet, der sogenannte "Funk Otto", hatte zu dieser IFA seine Premiere. Die Farbfernsehempfänger waren schaltungstechnisch weiter verbessert und die Halbleitertechnik konsequenter eingesetzt worden. Neuheit waren die Sensortasten, die bereits bei leichter Berührung und ohne mechanischen Aufwand das Umschalten der Programme erlaubten. Groß war das Angebot an tragbaren Schwarz-Weiß-Geräten, darunter ein Modell im silbernen "Apollo-Gehäuse" mit verchromtem Drehfuß. Ein farbtüchtiger Bildplattenspieler wurde angekündigt und Farb-Video-Recorder gezeigt. Über 70 Firmen präsentierten HiFi-Geräte, darunter solche mit Quadrophonie, auch Vierkanal-Wiedergabe für Raumklang. "Der Heimrundfunk-Empfänger in seiner früheren Form stirbt langsam aus", war zu lesen. Erste Vollstereo-Autoradios kamen auf den Markt. Aus dem Phonobereich gab es neue Magnetsysteme und speziell geschliffene Abtastdiamanten für optimale Plattenwiedergabe. Im Rahmen einer Sonderschau führte die Deutsche Bundespost ein Autotelefon mit Direktwahl vor.
Der Satellit INTELSAT II verfügte über Kapazitäten für 4.000 Telefon-/Datenleitungen und zwei Fernsehkanäle. Die erste E-Mail wurde über das Arpanet verschickt und der erste Mikroprozessor Intel 4004 wurde vorgestellt, er hatte 2.300 Transistoren.
1972
In diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.
Der Laservision-Bildplattenspieler wurde vorgestellt. Die Markteinführung ließ allerdings noch sechs Jahre auf sich warten. "Pong" hieß das erste, noch recht primitive" Videospiel auf einem Automaten. In München fanden die Olympischen Spiele statt, mit erstmaliger TV-Produktion in Farbe. Die Verkehrsfunk-Senderkennung ARI (Auto-Rundfunk-Information) wurde ab dem 1. Dezember über UKW erprobt. Das B-Netz für Funktelefone startete.
1973
Vom 31. August bis 9. September fand die 29. "Internationale Funkausstellung" mit 371 Ausstellern aus 24 Ländern statt und 603.000 Besucher sind genannt. Es wurde von einem immer härteren Wettbewerb bei den Fernsehgeräten berichtet. Die Transistorbestückung hatte sich durchgesetzt. Die drahtlose Fernbedienung, Sensortasten und die Modultechnik gehörten zum Gerätestandard. Die Geräte mit kleineren Bildgrößen waren eine Domäne der japanischen Produzenten, aber auch deutsche Firmen zeigten neue Farbportables mit 36 cm Bild. Erstmals wurde der Bereich "Audiovision" genannt, mit Bildplatte und Videorecorder. Als Überraschung wurde der farbtüchtige Kamera-Recorder-Portable bezeichnet. Ein erstes Uhrenradio mit Digitaluhr und Siebensegmentanzeige kam auf den Markt. Der Wegfall der Mechanik erlaubte den geräuschlosen Betrieb und minutengenaues Einstellen der Zeiten. HiFi-Geräte zeigten hohen technischen Komfort mit diversen Anzeigeinstrumenten. Bei Tonbandgeräten und Plattenspielern stand HiFi im Fokus. Cassettendecks hatten teilweise Auto-Reverse-Betrieb. Im Bereich der Sonderschauen waren eine "Musterwerkstatt" für den Service-Betrieb sowie "Environments aus fünf Jahrzehnten deutscher Rundfunkgeschichte" zu sehen. Medienpolitisch gab es Diskussionen über die Errichtung von Kabelfernsehnetzen und Gemeinschaftsantennenanlagen.
Am 6. Juni begann die Geschichte der gfu: Elf führende Unternehmen der Unterhaltungselektronik gründeten damals die "gfu - Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik". Als Gesellschaftszweck definierten die Gründer damals die Veranstaltung von Messen, insbesondere der Internationalen Funkausstellung. In Japan wurden erste Flüssigkristall-Displays (LCD) vorgestellt. "Berlin" hieß ein Autoradio-Modell, dessen Bedienung über einen abgesetzten Schwanenhals erfolgte. Die ersten Cerankochfelder wurden auf den Markt gebracht.
1974
In diesem Jahr fand keine IFA statt.
Das Verkehrsfunksystem ARI wurde eingeführt. Die Entscheidung für die Entwicklung der Compact Disc (CD) wurde gefällt. Die erste computergesteuerte Vermittlung geht in München in Betrieb. Das Funkrufsystem "Eurosignal" wurde ein neuer Kommunikationsdienst für den "mobilen Bürger". Es konnte vier "Piepse" für vier verabredete Informationen übermitteln. In den USA wurde in diesem Jahr das "Transmission Control Protocol/Internet Protocol" TCP/IP entwickelt, das vom US-Verteidigungsministerium für das Arpanet (Arpa = Advanced research projects agency) als verbindlich erklärt wurde. Zudem begann die Demonstrations- und Erprobungsphase des "Global Positioning System" (GPS), die bis 1979 dauerte.
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Die Geschichte der IFA ist unter gfu.de/ifa-berlin/100-jahre-ifa/ zu finden.
Quellen
Die Geschichte der Unterhaltungselektronik, Jochen Wiesinger
70 Jahre Funkausstellung, Heide Riedel
Vom Dampfradio bis Multimedia, Claus Reuber