28. März 2023

Recyclingexperte Dr. Spoo fordert: "Wir müssen in Deutschland besser werden".

Mit seinem auf Recycling spezialisierten Umweltberatungsunternehmen ist Dr. Helmut Spoo gut aufgestellt, um über die Herausforderungen nach dem Internationalen Recyclingtag am 18. März zu sprechen.

In einem exklusiven Interview mit der IFA-Redaktion befragen wir Dr. Spoo zu den Themen Rohstoffgewinnung, Kreislaufwirtschaft und wie es um das Recycling in Deutschland bestellt ist.

Mit Ihrem Unternehmen Dr. Spoo Umwelt-Consultingsind Sie seit Jahren ein Experte auf diesem Gebiet. Wie steht es Ihrer Meinung nach um das Recycling in Deutschland?

Die aktuelle Situation ist nicht zufriedenstellend, wir sind noch weit von der Kreislaufwirtschaft entfernt. Ein Grund dafür ist, dass wir zwar viele Gesetze und Verordnungen haben, die auch die Rücknahme von Altgeräten vorsehen, es aber noch viele Probleme bei der Umsetzung gibt.

Zum Beispiel gibt es nach der Verpackungsverordnung - jetzt Verpackungsgesetz - Rücknahmepflichten für Verpackungen sowie entsprechende Informationspflichten in den Verkaufsstellen. Ich habe aber noch keinen Baumarkt gesehen, der diesen Pflichten nachkommt und beispielsweise auf die Rückgabemöglichkeit von schadstoffhaltigen Verpackungen hinweist.

Ähnlich verhält es sich mit elektronischen Altgeräten. Längst nicht jede Verkaufsstelle, die gesetzlich dazu verpflichtet ist, kommt ihrer Verpflichtung zur Rücknahme von Altgeräten nach und informiert die Kunden darüber, wie sie dies tun können. Und die Behörden, die dies durchsetzen sollen, sind personell so dünn besetzt, dass es kaum Kontrollen gibt. Eine Folge ist, dass Altgeräte - und damit Rohstoffe - ins Ausland abwandern, obwohl wir hier gute Möglichkeiten zur Rohstoffrückgewinnung haben.

Wir haben derzeit eine Rücklaufquote für elektronische Geräte von 43 bis 45 Prozent, die sollte aber höher sein und ab 2019 bei 65 Prozent liegen.

Mit mehr Sammelstellen für Altgeräte können wir Abhilfe schaffen, indem wir dafür sorgen, dass alle Verkaufsstellen, die dazu verpflichtet sind, auch ihren Verpflichtungen nachkommen. Darüber hinaus würde eine freiwillige Sammlung an bestehenden und leicht zugänglichen Standorten für weiteren Materialfluss sorgen.

Nicht alle Produkte, die heute das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, wurden mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft entwickelt. Können noch genügend Stoffe in einen Kreislauf zurückgeführt werden?

In der Vergangenheit wurde bei der Geräteentwicklung kein Augenmerk auf die Reparierbarkeit und die Möglichkeit der Demontage mit Materialtrennung gelegt. Ein Neukauf im Falle eines Defekts war für manche Hersteller einfach interessanter.

Das wird sich in Zukunft ändern, denn die Reparierbarkeit von Produkten wird für den Verbraucher zu einem erkennbaren Kriterium werden, so wie es heute der Energieverbrauch ist. Positiv ist auch, dass es immer mehr Hersteller gibt, die - auch ohne gesetzliche Verpflichtung - die Reparierbarkeit in ihre Geräteentwicklung einbeziehen.

Viele Rohstoffe sind knapp und ihre Gewinnung kann zu politischen oder ökologischen Problemen führen. Kann Abfall als Rohstofflieferant einen Beitrag zur Verbesserung leisten?

Wir werden auch in Zukunft nicht auf Primärrohstoffe verzichten können, die wir importieren oder im eigenen Land abbauen müssen. Aber auch in unseren Abfällen steckt ein erhebliches Potenzial. Dieses Potenzial wird nicht ausgeschöpft. Wir können viel besser trennen und sortieren und so die verschiedenen Rohstoffe in höherer Menge und in besserer Qualität zurückgewinnen. Neben der Verringerung von Rohstoffimporten hat das Recycling auch deutlich geringere Umweltauswirkungen als die Gewinnung von Primärrohstoffen, zum Beispiel beim Recycling von Seltenerdmetallen.

Auch die Auswirkungen auf das Klima sind positiv, denn der Energieeinsatz für das Abfallrecycling und die Freisetzung von CO2 ist deutlich geringer als beim Abbau, der Gewinnung und dem anschließenden Transport von Rohstoffen.

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